Manuel Neuer am Boden
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Wembley-Traum geplatzt: Schiri-Desaster - Neuer am Boden

Aus der Traum von Wembley, vom "rein deutschen" Finale. Die Bayern nahmen das späte und höchst unglückliche 1:2 erstaunlich gefasst. Eine umstrittene Schiedsrichterentscheidung kurz vor dem Ende nannte Trainer Thomas Tuchel "ein absolutes Desaster".

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Einerseits konnte man nach dem maximal unglücklichen 1:2 (0:0) bei Real Madrid sehr faire FC-Bayern-Spieler erleben, die erstaunlich gefasst mit der dramatischen Halbfinal-Niederlage umgingen. Andererseits war da eine Szene kurz vor dem Ende, die alle Beteiligten fürchterlich erregte: der umstrittene Abseitspfiff von Schiedsrichter Szymon Marciniak.

Der polnische Unparteiische pfiff die Angriffsszene der Münchner kurz vor dem Ende der 15-minütigen Nachspielzeit völlig unnötig und entgegen der geltenden Regeln viel zu früh ab. Mathijs de Ligt, der vermeintlich im Abseits gestanden haben soll, traf Sekunden später. Es wäre das 2:2 für die Münchner gewesen und damit die Verlängerung. So stehen nicht die Münchner im 1. Juni im Finale von Wembley, sondern Real, das dann auf Borussia Dortmund trifft.

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Schiri-Pfiff ein "absolutes Desaster" und "Regelverstoß"

"Die Entscheidung ist ein absolutes Desaster", echauffierte sich Thomas Tuchel. "Die Szene muss zu Ende gespielt werden, das ist die Regel. Den ersten Fehler macht der Linienrichter, der die Fahne zu früh hebt, den zweiten Fehler macht der Schiedsrichter, der das abpfeift. Ein Regelverstoß!"

Genauso sah es auch Mathijs de Ligt: "Die Szene finde ich unglaublich. Ich kann das nicht verstehen, da musst du durchspielen", sagte de Ligt bei DAZN. Marciniak habe sich entschuldigt, so der Verteidiger und fügte hinzu: "Ich möchte nicht sagen, dass Madrid immer Glück hat, aber das macht heute den Unterschied."

Durch den Pfiff war es dem Referee unmöglich, sich die Szene in der Review-Area noch einmal anzusehen. Rückgängig machen konnte er die Entscheidung so nicht mehr.

"Der Schiedsrichter hat sich für den Abseitspfiff entschuldigt. Da können wir uns einen Scheißdreck von kaufen." FC-Bayern-Sportvorstand Max Eberl
Thomas Tuchel
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Thomas Tuchel

Keine Vorwürfe an Neuer: "Haben alles auf dem Platz gelassen"

Das gilt auch für die eine Szene in der 88. Spielminute, die zum 1:1 für Real Madrid führte. Manuel Neuer, der vorher mehrere Weltklasseparaden gezeigt hatte und ein Riesen-Rückhalt für seine Mannschaft war, konnte einen Schuss von Vinicius Junior nicht festhalten. Reals Joselu war zur Stelle und staubte zum wichtigen 1:1 ab.

"Das ist extrem bitter für mich", sagte ein untröstlicher Manuel Neuer. "Ich habe den Ball anders erwartet. Er kam dann einen Tick höher als gedacht, damit hatte ich nicht gerechnet, dass da ein minimaler Maulwurf drin war in dem Platz. Da war es schwer, ihn einfach zuzumachen, und Joselu war dann schnell da."

Vorwürfe wollten dem deutschen Nationaltorhüter aber weder Tuchel ("Manu, der bis dahin überragend gehalten hat, macht einen Fehler, den er in 100 Jahren nicht macht") noch die Spieler noch Sportvorstand Max Eberl machen. Mathijs de Ligt sagte: "Manu hat vorher mehrere Weltklasseparaden gezeigt. Das kann mal passieren." Und auch Eberl fand: "Das ist ein Stück weit tragisch, dass Manu den Ball fallen lässt, der bis dahin Weltklasse gespielt hat."

"Das passiert ihm wahrscheinlich nur einmal. Leider heute." FC-Bayern-Sportvorstand Max Eberl zum Fehler von Manuel Neuer vor dem 1:1

Pro-Tuchel-Sprechchöre der Bayernfans

Einig waren sich alle, dass der FCB ein ordentliches Spiel gemacht hatte, auch wenn Real die etwas bessere Mannschaft war. "Wir haben sehr erwachsen, sehr kompakt gespielt. Wenn man so lange so spielt im Bernabéu, ist das unglaublich gut. Umso trauriger, dass man es weggibt", fand de Ligt. Und Neuer ergänzte: "Wir waren schon mit einem Schritt in London und haben uns im Finale gesehen. Dass man so hier ausscheidet, mit der Schlussphase, ist extrem bitter."

"No regrets", kommentierte Thomas Tuchel, der nach der Partie von den Bayernfans mit "Tuchel"-Sprechchören gefeiert wurde. "Das war eine Niederlage, bei der wir alles auf dem Platz gelassen haben." Womit er abgesehen von der Schiedsrichterentscheidung kurz vor Schluss haderte, war einmal mehr das Verletzungspech: Erst musste Serge Gnabry früh ausgewechselt werden, der nun sogar um die EM-Teilnahme bangen muss - es handelt sich wohl um die gleiche Verletzung am Oberschenkel, wegen der er lange ausgefallen war. Später hätten alle Offensiven signalisiert, dass es nicht mehr gehe: "Bissl zu viel Verletzte, bissl zu viel Auswechslungen", so Tuchel.

Thomas Müller: "Der Stachel sitzt"

Und dann war da auch noch Thomas Müller, der erst in der 85. Minute für Harry Kane eingewechselt wurde und das ganze Drama auf dem Platz erlebte. "Ist schon hart", so sein Fazit, nachdem auch er Marciniak für dessen "absolut wilden" Pfiff kritisiert hatte. "Man kann das nüchtern sehen, aber die Enttäuschung ist da. Der Stachel sitzt."

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